Geschichte

Die Anfänge

Schon viele Jahre vor der Gründung einer Freiwilligen Bürgerfeuerwehr hatten sich heimische Geschäftsleute zusammengetan um Spenden für das Feuerlöschwesen zu sammeln.

In den Jahren 1875 bis 1877 waren eine Brandstiftungsepidemie in verschiedenen Gemeinden rund um Castrop und ein Orkan mitbestimmend für deren Gründung. So trafen sich am Heiligabend und am 29. Dezember 1876 einige Bürger des Amtes Castrop, um mit Unterstützung der Dortmunder Wehr zu einer Gründung Stellung zu nehmen. Anschließend stimmten sie der Einrichtung einer Freiwilligen Feuerwehr zu.

Die Gründung geschah damals zu einer Zeit, als die wirtschaftliche Lage in Castrop alles andere als gut war. Erinnert sei an die wiederholten Wassereinbrüche unter Tage, die die noch junge Zeche Erin zum Erliegen gebracht hatten.

Während der Zeit von Amtmann Barfels erhielt die Wehr noch fehlende Ausrüstungsgegenstände. Auch wurde am Marktplatz ein einfaches Gerätehaus mit Steigerturm errichtet. 1902 konnte die Bürgerwehr auf ein 25- jähriges Bestehen zurückblicken.

Im Jahre 1906 wurde auf Kosten der Stadt das frühere Feuerwehrgerätehaus, weil es zu wenig Raum bot und wegen seiner Lage den Marktplatz zu sehr beeinträchtigte, beseitigt und das Gerätehaus an der Leonhardstraße mit Steigerturm erbaut.

Das Haus enthielt zugleich eine Wohnung für einen Polizeibeamten, einen Raum zum Aufbewahren der Geräte für die städtischen Arbeiter und vier Arrestzellen für Polizeigefangene.

1917 half die Feuerwehr ausnahmsweise mehrere Tage bei der großen Überschwemmung in Castrop, trotz dem die Feuerwehr damals ausschließlich für die Brandbekämpfung zuständig war.

Unter der Leitung von Wilhelm Sinder fand am 22. Juli 1926 die Gründungsversammlung des Stadtverbandes der hiesigen Feuerwehren statt.

Die Sorge um einen wirkungsvollen Feuerschutz für die Stadt veranlasste die Stadtväter am 8. Februar 1927 zur Beschaffung eines Mannschaftswagens und einer Motorspritze. Am selben Tag beschloss der Magistrat, ein neues Alarmsystem einzuführen. Am 25. Juni war es dann soweit. Die Castroper konnten das neue Vehikel in Augenschein nehmen. Jetzt hatte die Wehr von Castrop ein neuzeitliches Löschgerät und konnte "es mit jeder Großstadt aufnehmen". Das Löschfahrzeug war eine Anfertigung speziell für Castrop und wurde nach der Übergabe an die Wehr in den Produktkatalog der Herstellerfirma als „Modell Castrop-Rauxel“ übernommen.

Seit 1927 trägt die Wehr die Bezeichnung "Löschzug 1 Castrop der Freiwilligen Feuerwehr". Auch wurden zu dieser Zeit zwei hauptberufliche Kräfte als Maschinist, Kraftfahrer und Gerätewart eingestellt, um die Einsatzbereitschaft des automobilen Löschzuges zu sichern. Man kann wohl mit Recht sagen, dass sie die ersten hauptberuflichen Feuerwehrmänner von Castrop waren.

Bis 1939 erfolgte die vollständige Motorisierung. So hatte Castrop bis zu dieser Zeit wohl eine der schlagkräftigsten Wehren.

 

Der Wiederaufbau

Auf Veranlassung des britischen Feuersicherheitsoffiziers beim Feuerwehrdistrikt Dortmund ordnete der Regierungspräsident in Arnsberg im Oktober 1945 den sofortigen Wiederaufbau der Freiwilligen Feuerwehr mit zunächst einem hauptberuflichen Leiter und 16 hauptberuflichen Feuerwehrmännern an. Die Stadt Castrop-Rauxel stellte daraufhin am 12. November 1945 Oberbrandmeister Theodor Ring als Leiter der Feuerwehr und nach und nach weitere hauptberufliche Feuerwehrkräfte ein.

Feuerwehr, Unfallrettungs- und KrankentransportdienstAm 1. April 1946 übertrug die damalige Provinzialregierung in Münster gemäß einer Anordnung der Besatzungsmacht der Feuerwehr die Durchführung des Unfallrettungs- und Krankentransportdienstes, der bis dahin vom Deutschen Roten Kreuz ausgeübt worden war. Die Übernahme durch die Feuerwehr brachte zwangsläufig einen Mehrbedarf an hauptberuflichen Kräften mit sich, deren Zahl im Jahre 1946 insgesamt 22 betrug.

 

Die weitere Entwicklung

Von 1946 bis 1967 wurde der Krankentransport- und Rettungsdienst von der Feuerwehr wahrgenommen. Hierzu waren jeweils zwei Krankentransport- und Rettungswagen sowie ein Sitzwagen eingesetzt worden. Nach einem Beschluss des Rates der Stadt Castrop-Rauxel wurde der Feuerwehr der Krankentransport- und Rettungsdienst ab 1968 entzogen und vertraglich dem Deutschen Roten Kreuz übertragen. Zu diesem Zeitpunkt waren bei der Feuerwehr 36 Beamte beschäftigt.

In den folgenden Jahren wurde durch stufenweise eingetretene Arbeitszeitverkürzungen und infolge steigender Aufgaben - besonders im vorbeugenden Brandschutz - eine mehrfache zahlenmäßige Erhöhung der hauptberuflichen Kräfte notwendig. So verringerte sich die durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 67,2 Stunden im Jahre 1966 auf 63 Stunden im Jahre 1972 und ab 1973 auf 56 Stunden. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch die Einrichtung einer dritten Wachabteilung erforderlich. Der Personalbestand wuchs entsprechend von 36 Beamten im Jahre 1966 auf 44 Beamte im Jahre 1990. Die Wochenarbeitszeit beträgt seit dem Jahre 1990 54 Stunden. Zur Abgeltung für Dienst an Feiertragen werden den Feuerwehrbeamten jährlich fünf dienstfreie Tage gewährt. Der 24-Stunden-Wechseldienst wird von drei Wachabteilungen versehen.

FahrschuleVon 1977 bis ins Jahr 2000 hatte die Feuerwehr Castrop-Rauxel eine eigene Fahrschule. Ein Beamter mit Fahrlehrerlizenz lehrte auf umgebauten Einsatzfahrzeugen. Die notwendige Führerscheinerweiterung auf Klasse 2 / C konnte seitdem selbstständig organisiert und durchgeführt werden, was jedes Jahr eine Menge an Fahrschulgebühren einsparte. Seit 2001 werden Angehörige der Feuerwehr Castrop-Rauxel durch die Fahrschule der Feuerwehr Dortmund ausgebildet.

Im Jahr 1991 wurde der BvE-Dienst (Beamter vom Einsatzdienst) eingeführt. Bei dieser Funktion handelt es sich um eine Stelle des gehobenen feuerwehrtechnischen Dienstes. Der BvE ist zuständig für die Einsatzleitung im gesamten Stadtgebiet, auch wenn zur Verstärkung der beruflichen Feuerwehrkräfte die Freiwillige Feuerwehr hinzugezogen wird. Anfangs wurde der BvE-Dienst auf Rufbereitschaft von zu Hause aus durchgeführt. Später wurde er im 24-Stunden-Schichtdienst ohne Angliederung an eine feste Wachabteilung geleistet.

TaucherstaffelNach einem Ratsbeschluss von Dezember 1992 war der Stellenplan bei der hauptamtlichen Wache der Feuerwehr in Zukunft auf 36 Beamtenstellen herunterzusetzen. Gleichwohl soll jede der drei Wachabteilungen trotz Urlaub, Krankheit oder Teilnahme an Lehrgängen eine Stärke von 1/8 = 9 Kräfte beibehalten. Ab November 1993 wurden daher auch Angehörige der freiwilligen Löschzüge im Alarmdienst eingesetzt. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch 40 Feuerwehrbeamte. Aufgrund der geringeren Personalstärke musste auch die Reduzierung von Aufgaben in Angriff genommen werden. Daher wurde die Taucherstaffel im Februar 1994 mit sofortiger Wirkung aufgelöst.

Seit dem 1. Januar 1995 beteiligt sich die Feuerwehr wieder am Rettungsdienst. Zunächst wurde von den Feuerwehrbeamten auf einer Schicht ein Rettungswagen besetzt, da die Ausbildungsmaßnahmen zum Rettungsassistenten nach und nach abgeschlossen werden mussten. Am 1. Juli 1997 fand die offizielle Übergabe des Krankentransport- und Rettungsdienstes, welcher bisher durch das Deutsche Rote Kreuz durchgeführt wurde, an die Feuerwehr statt. Auch das hauptamtliche DRK-Rettungsdienstpersonal, bestehend aus 17 Angestellten, 4 Zivildienstleistenden sowie 1 Jahrespraktikant, wurde hierbei von der Stadt Castrop-Rauxel übernommen. Die Personalstärke stiegt durch Einstellungen von je 4 Beamten in den beiden Vorjahren dadurch auf insgesamt 70 Personen an.

Die Einsatzzentrale mit 2 Einsatzleitplätzen ist seit Aufschaltung der Kreisleitstelle Recklinghausen im Oktober 2002 nicht mehr besetzt. Alle Notrufe des gesamten Kreisgebietes laufen seitdem zentral in Recklinghausen auf und werden von dort disponiert. Die Zentralistenstellen wurden hierdurch eingespart.

Im Jahr 2006 wurde ein neuer Brandschutzbedarfsplan umgesetzt. Dieser sah eine Personalaufstockung um 12 Beamte vor.

Im Januar 2008 wurde die dritte Jugendfeuerwehr im Stadtgebiet unter Beteiligung der Löschzüge 1 Castrop und 3 Habinghorst gegründet. Die Indienststellung folgte im Mai als Jugendfeuerwehr Nord. Aufgrund des großen Interesses an der Mitgliedschaft verbunden mit langen Wartelisten auf die begehrten aber leider begrenzten Plätze in der Jugendfeuerwehr Nord wurden im Juni 2012 die vierte und im Jahre 2017 die fünfte Jugendfeuerwehr in Henrichenburg gegründet. Seitdem verfügen alle Löschzüge jeweils über eigene Jugendfeuerwehren.

HöhenretterSeit 2012 kann die Feuerwehr Castrop-Rauxel auf ihre eigenen Höhenretter sowie ein Team für Psychosoziale Unterstützung für die eigenen Einsatzkräfte blicken. Die Höhenretter kommen im Falle der rettungsdienstlichen bzw. notärztlichen Versorgung und der Evakuierung von Menschen aus Notlagen in Höhen oder Tiefen zum Einsatz. Eine schnelle psychosoziale Unterstützung wird im Rahmen der Notfallversorgung Menschen angeboten, die ein akutes Ereignis zu verarbeiten haben.

 

Rüdiger Wendt vom Arbeitskreis für Stadtgeschichte stellt uns freundlicherweise seinen Artikel "Die Geschichte der Feuerwehr in Castrop" aus dem historischen "Rückspiegel" als 26-seitige PDF-Datei (ca. 40 MB) zur Verfügung. Von Ledereimern und Pickelhauben

An dieser Stelle nochmals einen herzlichen Dank dafür.